PSZ FACHTAG 2023: – ZUR SPRACHE KOMMEN – BARRIEREN ABBAUEN IN DER PSYCHOSOZIALEN BEGLEITUNG GEFLÜCHTETER MENSCHEN

Am 26.09.2023 lud das Psychosoziale Zentrum für Migrantinnen und Migranten in Sachsen-Anhalt (PSZ) zu einem Fachtag in die Franckeschen Stiftungen in Halle (Saale) ein.

Eröffnet wurde der Fachtag von Dipl.-Psych. Uwe Kreusel. Er begrüßte das anwesende Publikum herzlich und klärte über einige organisatorische Dinge auf. Anschließend übergab er das Wort an Klaus Roth, den Vorstandsvorsitzenden der Stiftung Evangelische Jugendhilfe.

Herr Roth zeigte sich sehr erfreut über das zahlreiche Erscheinen – auch von vielen Fachkräften aus dem Regelbereich. Danach teilte er mit dem Publikum einige Gedanken. Wie willkommen muss sich ein geflüchteter Mensch zur Zeit in Deutschland fühlen, mit der im Hintergrund laufenden Migrationsdebatte. Wie glücklich kann sich jemand schätzen, der die deutsche Sprache nicht versteht und so von den immer höher schlagenden Wellen der gegensätzlichen Meinungen nichts mitbekommt.


Genau hier setzt die Arbeit des PSZ an und hier zeigt sich die Wichtigkeit der alltäglichen Arbeit als auch die Schwierigkeiten in der alltäglichen Arbeit mit geflüchteten Menschen und den damit einhergehenden Sprachbarrieren.

Nach aktuellen Stand 2023 zählt das PSZ 611 behandelte Personen in Sachsen-Anhalt und es befinden sich 170 Personen auf der Warteliste. Mit Augenmerk auf die hohe Nachfrage begrüßte er den neuen Standtort des PSZ in Stendal.

Im Anschluss sprach Susi Möbbeck, Staatssekretärin im Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Gleichstellung des Landes Sachsen-Anhalt und dankte den vielen Fachkräften die sich den aktuellen Herausforderungen stellen. Gerade durch die ukrainischen Flüchtlinge ist der Bedarf an psychosozialer Begleitung stark gestiegen. Vor diesem Hintergrund ist der Ausbau einer adäquaten Sprachmittlung unerlässlich. Frau Möbbeck lobte das PSZ für den Aufbau einer guten Unterstützungs-Struktur und verwies darauf, dass das Land Sachsen-Anhalt gerade solche verlässlichen Strukturen benötigt. Dazu gehören ausdrücklich die Qualifizierungen von Sprachmittler*innen sowie der Ausbau von digitalen Angeboten.

Den ersten Fachvortrag hielt Prof. Dr. Mike Möske. Zum Thema „qualifiziertes Dolmetschen in der Psychotherapie: Zwischen Wunsch und Wirklichkeit“ Er zeigte am Beispiel eines Modelprojektes die Herausforderungen und Lösungsansätze und forderte als Grundlage zum Abbau von Sprachbarrieren in der Integration die Erfassung von Sprachkompetenzen der jeweiligen Patient*innen in der Basisdokumentation.

Anschließend besuchten die Teilnehmer des Fachtages verschiedene Workshops:
1. Kinderschutz in der Arbeit mit Kinder und Jugendlichen mit Fluchthintergrund und Traumafolgestörungen
2. Umgang mit Suizidalität in Beratungsgesprächen.
3. Qualifiziertes Dolmetschen/Sprachmittlung in der Praxis
4. Niedrigschwelliger Zugang zur Gesundheitsversorgung – Der Anonyme Behandlungsschein

Zum Mittag trafen sich die Teilnehmer*innen im Hof des altehrwürdigen Gebäudes wieder und vertieften sich bei Sonnenschein und gutem Essen in fachübergreifende Gespräche.

Am Nachmittag beendete Dr. med. Nikolaus Särchen den Fachtag mit einem Querschnitt über seine Erfahrungen als Facharzt für Neurologie und Psychiatrie-Psychotherapie sowie als ehemaliger ärztlicher Direktor und Chefarzt der Klinik für psychische Erkrankungen der Klinik Bosse Wittenberg. Er wies darauf hin, dass Dolmetschen alleine nicht alles löst – vielmehr braucht es mehrere Faktoren, die passend ineinandergreifen müssen damit die jeweilige Sprachbarriere überwunden werden kann. An mehreren Beispielen führte er verschiedene Lösungsansätze aus seiner praktischen Erfahrung an.

Zum Abschluss verabschiedete Uwe Kreusel die Teilnehmer*innen und sprach eine herzliche Einladung für den PSZ-Fachtag 2024 in Magdeburg aus.