Psychotherapie kann Geflüchteten helfen Erlebnisse vor, während und nach der Flucht zu verarbeiten. Im Herkunftsland können das etwa Krieg, Folter, Verfolgung, Genitalverstümmelung oder Zwangsverheiratung sein. Auf der Flucht können das unter anderem Menschenhandel, Zwangsprostitution oder lebensgefährliche Fluchtrouten sein. Und im Aufnahmeland können das z.B. Diskriminierung, ein unsicherer Aufenthalt, Trennung von der Familie oder fehlende gesundheitliche Versorgung sein. Und häufig brauchen besonders Menschen mit eine Fluchtgeschichte psychologische Unterstützung aufgrund dieser Erlebnisse.
Das verdeutlicht ebenso ein aktueller Bericht des Mediendienstes Integration, welcher darauf aufmerksam macht, dass Geflüchtete laut einer Auswertung von über 30 Studien, nach wie vor stärker von psychischen Belastungen betroffen sind als die Allgemeinbevölkerung. Demnach weisen rund 30 Prozent der Geflüchteten Symptome einer Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) auf sowie rund 40 Prozent Symptome einer Depression. Dementsprechend gehen Fachleute davon aus, dass rund 30 Prozent der Geflüchteten Bedarf an einer psychologische Versorgung haben. Bei 3 Millionen Geflüchteten wären das zurzeit über 900.000 Personen. Also ein riesiger Bedarf, der aktuell nicht einmal ansatzweise gedeckt werden kann. Zum Vergleich zeigt der psychosoziale Versorgungsbericht aus dem Jahr 2024 der Bundesweiten Arbeitsgemeinschaft der Psychosozialen Zentren für Flüchtlinge und Folteropfer e. V. (BAfF), dass die psychosozialen Zentren der BAfF im Jahr 2022 nur rund 28.500 Personen behandeln oder weitervermitteln konnten, was gerade einmal 3,1 Prozent des Bedarfs entsprach.
Dieser Zustand der gesundheitlichen Unterversorgung bedeutet für Geflüchtete mit psychischen Belastungen oder Erkrankungen, dass sie entweder gar nicht oder zu spät behandelt werden, sodass sich ihr gesundheitlicher Zustand verschlimmern oder auch chronisch werden kann. Das wiederum wirkt sich auf ihr alltägliches Leben aus, da die gesundheitlichen Belastungen das Ankommen in einem neuen Land extrem erschweren. Denn psychisch erkrankten Personen kann es sehr schwer fallen ihren Alltag mit sozialen Kontakten, Freizeit, Integrationsmaßnahmen, Ausbildung oder Beruf zu meistern.
Psychotherapie setzt genau an dieser Stelle an und kann Menschen mit Fluchtgeschichte helfen ein neues Leben aufzubauen. Denn eine gesunde Psyche öffnet Türen zur gesellschaftlichen Teilhabe und Integration. Sei es durch das erfolgreiche Lernen einer neuen Sprache oder das Knüpfen von Freundschaften, das Abschließen einer Ausbildung oder das Ausüben eines erfüllenden Berufes. Eine psychische Erkrankung muss keine Sackgasse sein, sondern kann behandelt werden. Aber eine psychische Erkrankung kann zu einer Sackgasse werden, wenn sie nicht behandelt wird und dadurch eine gute und nachhaltige Integration von Geflüchteten behindert. Deswegen setzen wir uns als PSZ Sachsen-Anhalt für die psychosoziale Versorgung von Menschen mit einer Fluchtgeschichte ein. Wir wünschen uns, dass Psychotherapie als einer von vielen wertvollen Schlüsseln bei der Integration von geflüchteten Menschen gesehen und gefördert wird. Denn wir brauchen noch viel mehr Förderung in diesem Bereich, um dem offensichtlichen Bedarf an psychotherapeutischer Versorgung gerecht zu werden.