Welche Rolle spielt das PSZ?

Diese Frage stellt sich vielleicht die eine oder andere Person. Das psychosoziale Zentrum für Migrantinnen und Migranten ist die zentrale Säule in der psychosozialen Versorgung von Überlebenden von Krieg, Folter und Flucht in Sachsen-Anhalt. Genauso wie die anderen PSZs, die bundesweit in diesem Feld agieren. Uns gibt es, weil Asylbewerber*innen in den ersten 36 Monaten in Deutschland laut § 4 des Asylbewerber*innenleistungsgesetzes (AsylbLG) nur eine eingeschränkte medizinische Versorgung erhalten und zwar bei:

  • akuten Erkrankungen und Schmerzzuständen,
  • Schwangerschaft und Geburt,
  • Schutzimpfungen und medizinisch gebotenen Vorsorgeuntersuchungen sowie
  • im Einzelfall Zahnersatz.

Eine Psychotherapie ist im Rahmen dieser medizinischen Versorgung nicht vorgesehen und kann nur im Einzelfall über die ergänzenden Leistungen nach §6 AsylbLG abgeleitet werden, was kompliziert und eine große bürokratische Hürde ist, die die Umsetzung extrem erschwert. Zudem sind einige unserer Zielgruppen von den Leistungen nach §6 AsylbLG ausgeschlossen.

Die dadurch entstehende Versorgungslücke im Gesundheitssystem ist sehr problematisch, da die psychische Gesundheit von Geflüchteten besonders gefährdet ist: Sei es durch Stressoren vor der Flucht, wie etwa Gewalt im Herkunftsland (z.B. Krieg, Verfolgung, Zwangsverheiratung) oder Stressoren auf der Flucht aufgrund von lebensgefährlichen Fluchtwegen (z.B. Mittelmeerüberquerung, Menschenhandel, Zwangsprostitution) und auch Stressoren im Aufnahmeland wie etwa soziale Isolation, Diskriminierung, unsicherer Aufenthalt oder eine prekäre finanzielle Situation.

Deswegen bekommen Geflüchtete im PSZ die Versorgung, die sie dringend brauchen und in der Regelversorgung nicht erhalten: Transkulturelle sowie kultursensible Psychotherapie und Sozialberatung mit qualifizierter Sprachmittlung, damit auch eine Versorgung von Menschen mit geringen oder keinen Deutschkenntnissen realisiert werden kann. Somit schließt das PSZ Sachsen-Anhalt eine drastische Versorgungslücke im Gesundheitssystem.